Backhaus

Das Backhaus an der Westhoyeler Windmühle

Das Bachhaus steht interessierten Hobbybäckern und -bäckerinnen zur Verfügung.
Darüber hinaus werden an Mahl- und Backtagen im Backhaus Brot und Kuchen gebacken.
Kindergärten und Schulklassen wird das Backen unter aktiver Mithilfe gezeigt.


Auf den größeren Einfirsthöfen leisteten sich die Bauern neben dem Kotten (Katen) und Speicher häufig auch den Luxus eines Backhauses. Die Errichtung eines solchen Nebengebäudes erfolgte meist entfernt vom Haupthaus in östlicher Richtung, am äußeren Rand des Bauerngartens, um das Strohdach des Wohnhauses bei Funkenflug nicht zu gefährden.

Das-Westhoyeler-Backhaus-im-Originalzustand

Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts war in Norddeutschland der freie, teilweise mit einem einfachen Schutzdach versehene Backofen üblich, bevor im 19. Jahrhundert Backhäuser als Abbild des Haupthauses erstellt wurden. Die Nebengebäude, wie Kotten und Backhaus, waren reine Zweckbauten und wurden oft mit weniger Sorgfalt gebaut als Speicher, die mit reicher Verzierung als Schmuckstücke galten. Das Backhaus war üblicherweise ein Wandständerbau mit Ankerbalken und einem angehängten Lehmofen.

Die Größe eines Backhauses war regional sehr unterschiedlich, sie spiegelte die Finanzkraft des jeweiligen Hofes wider. In der Regel bestand ein Backhaus aus einem Backraum, in dem sich u.a. der riesige Backtrog befand. Der sich anschließende Backofen hatte als Schutz oft eine lange Dachschleppe. Einige wenige Häuser waren mit zwei Backöfen ausgestattet, ein kleinerer für das sommerliche, ein größerer für das win­terliche Backen. In Nord- und Nordwestdeutschland besaßen Backhäuser häufig beachtliche Ausmaße, da neben der Backstube eine Wohnstätte für einen abgehenden Sohn des Hofes oder eines Tagelöhners vorgehalten wurde (so auch beim Westhoyeler Bachhaus), bzw. eine teilweise Nutzung als Hühner- oder Schweinestall erfolgte.

Backhaustypen

Ein geeignetes, nicht mehr genutztes Backhaus für das Mühlenensemble in Westhoyel befand sich auf dem Hof Mithöfer/ Wellmann in Krukum. Das im Grundriß 6,3 x 5,85 m große und 5,5 m hohe Fachwerkhaus wurde vom Zimmermeister Wenke (Gerden?) im Jahre 1845 für die Eheleute Johann Ferdinand Mithöfer und Maria Elisabeth Meyer zu Riemsloh gebaut. Das Haus unterlag in seiner Grundkonstruktion einer Mehrfachnutzung. Die relativ große Grundfläche von ca. 37 m2 wurde zur Hälfte als Backhaus (ca. 18,5 m2) genutzt, zu 3/8 (ca. 15 m2) als Schweinekoben und zu 1/8 (ca. 4,5 m2) als Wohnung für einen abgehenden, nichterbberechtigten Sohn des Hofes.

Nach dem Erwerb des Backhauses dokumentierten und kenn­zeichneten Vereinsmitglieder und Fachleute im Winter 1988/ 89 die Fachwerkkonstruktion, demontierten das Backhaus und lagerten es fachgerecht an der Windmühle ein.

Die Decke zwischen Dachboden und Erdgeschoß konnte nicht erhalten werden. Uber den Deckenbalken lag eine doppelte Knüppellage, die in Lehm eingebettet war und bei der Demontage in sich zusammenfiel. Die Gefache waren gewellert, teilweise aus Lehmziegeln, den sogenannten Klutensteinen, bzw. aus Bruch- oder Ziegelsteinen, die bei Ausbesserungsarbeiten eingesetzt worden waren, also eine Abfolge der jeweils ver­wendeten Baustoffe. Bei der Schließung der Gefache durch Lehm waren zwischen den hölzernen Riegeln und Schwellen des Fachwerks Knüppel oder Spalthölzer gespannt, durchflochten mit Strohseilen, Strauchwerk oder Weiden. Als Abschluß des Wellerns wurden die Gefache von innen und außen mit Lehm beworfen, in der Fachsprachegeklehmt. Diese Tätigkeiten wurden in früheren Jahren von den Bauern selbst durchgeführt. Der Vorteil einer Lehmwand besteht neben der guten Isolation darin, daß Feuchtigkeit gespeichert werden kann und bei entsprechender Belüftung abgegeben wird. Der Backofen im Krukumer Backhaus war nicht mehr vor­handen, eine zugemauerte Offnung wies auf seine ehemalige Existenz hin. Ublich, aber in diesem Fall nicht nachvollziehbar war ein Backofenaufbau auf einer Findlings- oder Bruchsteinpackung. Der eigentliche Ofen konnte dann aus Backsteinen, bzw. später aus Ziegelsteinen aufgemauert und mit Schamotte ausgekleidet werden. Zur Haltung und besseren Ausdehnung der Hitze wurde über den Ofen als Abschluß eine Lehmkuppel gesetzt. Die Gesamtabdeckung erfolgte durch ein mit Hohlziegeln verschlossenes Satteldach. Der Rauch zog durch einen Lehmschornstein ins Freie. Der Wiederaufbau und die Restaurierung des Backhauses an der Westhoyeler Windmühle erstreckten sich über zwei Jahre. Das Fundament, die Ausgefachung und der Backofen wur­den verändert, um den jetzigen Anforderungen gerecht zu werden.

Zur Stabilität und Flexibilität der Gefache mußten diese min­destens im Zweijahresrhythmus gestrichen werden.